Samstag, 21. April 2012


1.3.12 Palliativstation des Hyussenstifts

Lange gelebt und nichts aufgeschrieben. Man soll es nicht glauben, aber ein Kranker kann einen vollen Terminkalender haben und überhaupt keine Zeit für sich! Da läuft doch eindeutig etwas schief...
Aus der Studie, die so vielversprechend war, bin ich rausgeflogen. Laut Statistik dauert es durchschnittlich ca 6 Monate bis der Tumor eventuell eine Resistenz entwickelt und das Medikament nicht mehr wirkt. Ich hatte vor, mindestens 12 Monate daraus zu machen. mein Herz war voller Hoffnung und Zuversicht. Die Unterhautmetastasen die ich deutlich fühlen konnte und von welchen ich einige hatte, schrumpften schon am fünften Tag. Das war wie ein Wunder. Ich jubelte, das Zeug wirkt!!! (es ist nicht selbstverständlich, die Ansprechrate ist bei diesem Medikament zwar die beste, (70%!!!) aber es könnte ja auch daneben gehen). Mir ging es jeden Tag ein bisschen besser, mein Lebensdurst wuchs wie ein Hefeteig, ich wurde aus dem Krankenhaus entlassen und durfte sogar in einer Woche in die Reha. Hach, war das alles wunderbar und wunderschön. In die Reha bin ich doch noch recht schwach und wackelig und viel zu dünn mit einem Rollator gekommen. Zurück ging ich frei und sicher auf eigenen Beinen stehend. Ich habe fast zwei Kilo zugenommen und sogar wieder ein Paar Muckies gekriegt. Ich strahlte über beide Ohren, ich hatte wieder Kraft, ich konnte viele Sachen wieder selbst machen, zur riesiger Freude für mich und für meine Freundin!
Doch eine Sache hat die schöne Reha-Zeit doch betrübt. Meine Leberwerte waren 3 Wochen lang zu hoch und laut Studienvorschriften musste ich die Wunderpillen absetzen. Jeden zweiten oder dritten Tag habe ich auf Blutabnahme gedrängt und gehofft dass die Werte nun ausreichen. Ich habe versucht nichts fettes zu essen, habe auf Süßigkeiten verzichtet und um mein Leben Wasser getrunken. Nach einer Woche schon meinte ich die Unterhautknötchen wieder zu fühlen. Panik machte sich in mir breit. Irgendwann war es aber soweit. Überglücklich schluckte ich wieder meine Pillen, die Ärzte sagten, dass solche Pausen in der Behandlung nichts Aussergewöhnliches seien. Eine Woche vor Reha-Schluss fahre ich nach Essen um einen Staging zu machen und zurück. So ein Staging muss laut Studienvorschriften alle 2 Monate gemacht werden und man kann es nicht verschieben.
Zehn Tage später, schon zu Hause angekommen, gehe ich völlig ruhig zu der Befundbesprechung. Wenn was wäre, hätten sie schon längst angerufen. Das war schon immer so. Aber falsch gedacht. Die Tumore sind gewachsen. Ich kann es nicht fassen, dass sie mich aus der Studie rauswerfen. Die Pillen taten mir doch gut! Die Krebsbiester schrumpften, ich fühlte das doch! Die blöde drei-Wochen-Pause war das, wenn nicht sie, wäre das doch nicht passiert! Aber die Studiengesetze sind streng und müssen eingehalten werden. Es hieß: „unter der Gabe der Medikation gewachsen“. Pausen werden da nicht berücksichtigt.

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