Mittwoch, 18. Juli 2012

Heute ein Jahr.

Meine geliebte Tatjana hat sich heute Früh von ihrem Leid befreit. Ihre Seele stieg auf in den schönsten Sonnenschein und strahlt nun überall.

Danke, dass du bei mir bist, meine Freundin. Danke für dieses volle Jahr mit dir hier auf der Erde. Ich freue mich auf viele, die noch kommen. Ach, Mein Rubinmädchen. Majo Sakrowiche. Ich liebe dich über alles, maja Dewuschka. Ja ljublju tebea.

Deine Inga, Dein Stern

PS: Ich verlass mich von jetzt an auf qualifizierte Ratschläge aus dem Reich der unendlichen Weisheit! ;P


Der Kuß aus Rosenblättern,
immer neue weiche kleine
Blätter der sich öffnenden Blüte. 
Nicht jenes Wenig von Raum
für die Spanne des Wunschs
zwischen Nehmen und Geben. 
Du hobst die Decke von mir
so behutsam
wie man ein Kind nicht weckt
oder als wär ich
so zerbrechlich
wie ich bin. 
Ich wurde nicht wirklicher
als ein Gedicht
oder ein Traum
oder die Wolke
unter der Wolke.
         H. Domin

Sonntag, 8. Juli 2012

Im Auftrag

Liebe Freunde und Bekannte,

Tanja hat mich (Inga) gebeten, euch mitzuteilen, wie die Dinge gerade stehen. Seit Freitag sind wir wieder auf der Palliativstation "eingezogen". Tanja geht es leider gar nicht gut. Eine große Müdigkeit ergreift mehr und mehr Besitz von Ihr. Die Ärzte vermuten Hirnmetastasen. Möglicherweise geht sie gerade die ersten Schritte ihrer "letzten Reise". 

Ein Jahr ist es jetzt her, seit sie erfahren hat, dass Metastasen ihres Melanoms die Ursache für ihre quälenden Rückenschmerzen waren. Ein Jahr ist es her, dass die Ärzte in der Uniklinik ihr "keine Hoffnungen" machen wollten. Sie hat sich mit übermenschlicher Kraft, entgegen aller Statistiken, einen letzten Sommer erkämpft, so wie sie es sich gewünscht hatte. Sie konnte ihren 26. Geburtstag feiern, es gab Picknicks auf der Wiese und Rotwein auf der Terasse in lauen Nächten. Sie hat die Sonne genossen und den Geruch des Sommerregens geatmet. Und vielleicht gibt es noch ein paar Tage, an denen sie sich über die schönen Wolkenformationen freuen kann. Doch diese Welt rückt in den Hintergrund. Ich glaube, sie beginnt, loszulassen und hat Vertrauen gefunden, das ihr den Mut verleiht, sich dem Übergang entgegen tragen zu lassen. Sie scheint erleichtert, nicht mehr kämpfen zu müssen. Tatjana hat lange auf ein Wunder gehofft. Wir wissen, sie selbst ist das Wunder.

Wenn ihr Tanja besuchen möchtet, dann meldet euch bitte auf ihrem oder meinem Handy oder ruft auf der Palli an und fragt nach mir. Bitte klopft an und wartet, bis jemand aus dem Zimmer kommt. Wir fragen Tanja dann, ob sie Besuch möchte. Das ist schlecht planbar und ganz vom Moment abhängig. Sie ist manchmal einfach zu müde, aber sie möchte euch sehr gerne sehen. Und sie hat mir eine Botschaft mit auf den Weg gegeben:

"Ich liebe euch alle!"